Leben ist Unsicherheit. Dies ist ihrer einzigen Kernqualität. Man verdrängt es aber. Dieses Potential, das uns, in allen Ebenen, zusammenrücken laßen könnte! Befestigen könnte. Wir glauben, dass wir nach dem Leben streben während wir im eigentlichen den Tod bewundern, ihn immer wieder herausfordern und ausprobieren. Und wir verwechseln diese selbst auferlegte Übung der Angstüberwindung mit der Suche nach Ruhe. Entsprechend nehmen wir alliierten auf unserem Durchgang oberflächlich wahr. Immer nach Vorne, immer in eine Ferne schauend. Der abendländische Mensch besonders. Krankheitassimilierend. Seiner Engeln amputiert. Permanent um die fragile Idee einer Identität kreisend. Kurzgeschlossen und für sämtliche Himmel strebend, die ausnahmslos mit Blut bedeckt sind.
Und menschliches Leben ist prekär, durch bitten erlangt. Wir sind hier, um bessere Lösungen zu finden. Da ist unsere Psyche nah an unserem DNA. Wir sind nicht da, um glücklich zu sein oder zu werden. Glücklichsein ist ein kollateraler Nutzen. Eine Begünstigung.
Ist alles, was entsteht wert, dass es zu Grunde geht? Goethe verkörpert für mich die Phase der Pubertät der abendländischen Kultur. Legitim, notwendig und faszinierend im Rahmen einer gesunden organischen Entwicklung. Trotz aber dieser pubertärer Haltung scheint es für viele -wahrscheinlich durch die effektive Distanz der Mitteilung- diese Version der Existenz doch ein aktueller Lebensmodus zu sein. Und gemäß dem erprobten überlebens-ABC jeder Ideologie, tarnt sich auch diese durch ungefährliche Freiheiten. In dem Fall: mit einer positiv gepolten Metaphysik, die sich frei artikulieren darf und alle sensibilisierten Subjekte durch die Mitgliedschaft am Universum und an einem versteckten zivilisierten 'Paradies auf Erden' ködert, elitär vereint und somit annulliert.
Auf keinen Fall Stephen Hawking und auch kein Trotzki.
Für eine Weile innerhalb der Weile eines Lebens lässt sich damit sogar gut leben. Aber Zeit ist eine Welle. Zeit ist ein Tsunami, das gern zurück schlägt und dann vernichtend. Zeit findet uns. Dies ist eine ihrer Kernqualitäten.
Ein "Mann" oder eine "Frau" zu sein -geschweige denn"Jemand"- hat mich bei jeglicher Art von Beziehungen nie weder beeindruckt noch vorrangig interessiert. Es ging immer um die Fähigkeit des vielschichtigen Denkens und um die Dauerhaftigkeit der Tendenz sich vom fatalen atavistischen 'Mensch sein' -diesem c'est la vie, dieser Idioten reproduzierenden Floskel- zu emanzipieren und diesen Weg zu bereisen. Immer bewusst, dass es keine Abkürzungen gibt. Immer bewusst, dass Worte ohne Taten fatale Lücken auf diesem Weg lassen und meistens nur der strategischen Ablenkung dienen.
Aber was soll's. Wenige sind bereit die Kurzschlüsse anzuschauen -wenn überhaupt. Die meisten von uns sind mittlerweile einfach aufs Vergessen getrimmt. Auf Ersetzen. Unsere Synapsen springen sofort darauf an. Das Überschreiben scheint die letzte Bastion der Freiheit zu sein. Kleine geübte Sintfluten.
Der weise flüstert das. Entsprechend steigt naturgemäß der mittelmäßige als Held auf alle Dächer und verkündet dies als den Weg.